Hallo,
Nullnullsix hat geschrieben: ↑24. Oktober 2022 11:09Hab den Band (noch) nicht, gehe aber davon aus, dass das Bonus-Material okay ist, weil efwe für die Übertragung ins Deutsche verantwortlich zeichnet. Der fragt in Zweifelsfällen auch schon mal die Nerds im Forum, was wie gemacht werden sollte...
Generell empfehle ich für dererlei Fragen, das comicforum. Da sind nicht (wie hier) nur 'Asterix-Nerds' unterwegs, sondern Comicer jedweder Couleur. Die neue GA hat dort zwar wohl auch noch keinen eigenen Thread, wird aber im Ehapa-Thread immer mal wieder angesprochen. So ungefähr ab hier:
https://www.comicforum.de/showthread.ph ... ost5799836
die Pille, dafür im Comicforum aktiv zu werden, in welchem mir der Umgang der User miteinander nicht durchgängig gefällt, wollte ich für diese Angelegenheit nun nicht schlucken. Da habe ich lieber die 39,00 € aufgewendet und mir den 1. Band einfach mal selbst angesehen. Hierzu motiviert hat mich - mehr als die Beiträge in dem genannten Comicforum-Thread - eine Amazon-Rezension von "Estragon", der schreibt:
"
[...] Aber dass hier ein Band einer Gesamtausgabe mit nur 120 Seiten daherkommt und lediglich eine einzige albumlange Geschichte enthält, ist schon ziemlich dreist.
Der Band hat am Beginn einen üppig bebilderten redaktionellen Teil, der etwa 40 Seiten umfasst. Inhaltlich lässt sich nicht viel einwenden, wenn man mal die Abwesenheit jeglicher kritischen Betrachtungsweise ausklammert (diesbezüglich ließe sich jedoch gerade bei »Tanguy und Laverdure« einiges sagen). Daran schließt sich das erste Tanguy-und-Laverdure-Abenteuer an, das immerhin 84 Seiten umfasst. Aber das war's dann auch schon. [...]"
Wenngleich die Rezension insgesamt eher negativ ist (2 von 5 Sternen),fand ich sie aufgrund ihrer Beschreibung des redaktionellen Teils inhaltlich positiv. Denn der negative Teil der Kritik, dass nur ein albenlanges Abenteuer enthalten sei, lässt sich ja leicht entkräften. Wie der Autor nämlich selbst schreibt, ist dieses 86 Seiten lang und umfasst damit eben die ersten beiden Bände der Einzelalbenausgabe (welche die ursprünglich einheitlich und fortlaufend in Pilote veröffentlichte Geschichte nachträglich willkürlich aufgeteilt hat, allerdings schon in der französischen Ursprungs-Albenausgabe).
Berechtigt ist demgegenüber die (von mir vorstehend nicht vollständig mitzitierte) Kritik am Preis-Leistungs-Verhältnis. Der Band ist zwar schön gemacht, allerdings sind 39,00 € für 120 Seiten schon recht happig, insbesondere wenn man eben vergleicht, dass man derzeit bei der neuen Lucky Luke-Gesamtausgabe für 39,00 € jeweils einen 216-seitigen Band bekommt - also 96 Seiten mehr für's gleiche Geld. Aber was soll's, besser, es wird überhaupt ein schönes Album herausgebracht als aus Kostengründen gleich ganz darauf verzichtet.
Inhaltlich hat mich das Album tatsächlich großteils eher enttäuscht. Die "etwa 40 Seiten" redaktioneller Teil sind nur 34 Seiten. Diese sind vom Text her extrem platzschinderisch gestaltet. Teilweise ist nur ein kurzer, mäßig informativer Absatz auf einer Seite. Hinzu treten sehr viele ganzseitige Abbildungen von Pilote- oder Manuskript-Seiten, die überwiegend nicht mitübersetzt wurden, so dass man als (nur) deutschsprachiger Leser davon verhältnismäßig wenig hat. Eine solche Doppelseite zeige ich hier mal beispielhaft:

Im Übrigen ist der Text inhatlich o.k. Er stellt im Wesentlichen einen Abriss der Enstehungsgeschichte von Pilote dar, beginnend mit dem Rauswurf Goscinny's bei Dupuis mit der Solidaritätskündigung von Uderzo und Charlier bis hin zu dem Erscheinen von Pilote Nr. 1 in einer noch am Erscheinungstag ausverkauften Auflage von 300.000 Exemplaren. Das ist nichts, was man als Asterix-Sekundärliteraturleser nicht schon anderwo gelesen hätte, es ist aber als Einleitung für eine Gesamtausgabe auch nicht zu wenig, zumal auch in den Folgebänden sicherlich Weiteres zu den Hintergründen folgen wird. Trotzdem kann die Darstellung es an Inhaltsreichtum und Akribie der Recherche nicht annähernd mit den redaktionellen Teilen der bislang erschienenen Bände der neuen Lucky-Luke-Gesamtausgabe aufnehmen (die vielleicht, weil eben herausragend, auch nicht unbedingt der Maßstab sein müssen).
Eine weitere von "Hans Dampf" verfasste Amazon-Rezension besagt:
"
Neu koloriert, die Farben kommen wesentlich besser rüber als bei allen vorherigen Veröffentlichungen ."
Auch dies hatte zu meinem Kaufentschluss beigetragen. Und in diesem Punkt bin ich wirklich positiv beeindruckt worden. Ein Vergleich mit dem Splitter-Album bestätigt die Einschätzung dieses (5 von 5 Sterne vergebenden) Rezensenten vollständig. Die Farben sind deutlich weniger knallbunt, sondern realistischer und gedeckter, teils allerdings auch ein gutes Stück düsterer, gehalten. Dadurch sowie durch das im Vergleich zu der Splitter-Ausgabe deutlich mattere Papier wirken die Zeichnungen viel edler, realistischer und eindringlicher. Punktuell sind allerdings auch mal Fehler unterlaufen. So ist auf Seite 12 eine Seite des Vorläufercomics "Marc Laurent Testpilot - 'Banjo 3' antwortet nicht" abgedruckt. Und hier ist beim neuen Einfärben einer Textbox im vierten Panel der Text, welcher die Abkürzung "IPSA" erklären sollte, zur Unkenntlichkeit übermalt worden. Das ist aber eine Ausnahme.
Ebenso befördert es gegenüber der Splitter-Ausgabe den Lesegenuss, dass dieser Band der "Collector's Edition" sich etwas leichter aufbiegen lässt (also weniger "starr" ist) und breitere Seitenränder hat. Ausnahmsweise ist hier die Hardcover-Ausgabe damit lesefreundlicher als die Softcover-Ausgabe von Splitter. Noch schöner wäre es natürlich gewesen, wenn es für eine hochwertige Fadenheftung gereicht hätte. Die neue Egmont-Ausgabe ist aber auch nur gelumbeckt (anders als die gleich bepreiste neue Lucky Luke-Gesamtausgabe).
Da es mir bei dieser Comicserie tatsächlich - neben dem redaktionellen Begleitmaterial - hauptsächlich auf die Zeichnungen Albert Uderzo's ankommt, könnte ich mir daher schon vorstellen, mir die nächsten Bände der Collector's Edition (bis zum letzten Uderzo-Band) auch noch zuzulegen. Eine ganz klare Kaufempfehlung ist bei dem Preis/Leistungsverhältnis aber eher schwierig.
Die erste Geschichte habe ich angelesen. Sie ist mit ihrer Mischung aus spannender Erzählweise und Komik durchaus gelungen. Aber das ist ja auch nicht verwunderlich; sonst wäre die Serie kein Klassiker geworden. Persönlich brauche ich zur vergnügten Lektüre auch keine weiteren Disclaimer mit einer "kritischen Betrachtungsweise". Dass auch diese Serie ein Kind ihrer Zeit ist, versteht sich von selbst.
Ein gewisses Kuriosum (nach meinem Empfinden) findet sich noch im Impressum. Hier lautet eine Danksagung:
"
Ein besonderer Dank an Albert Uderzo, Philippe Charlier sowie an Dionen Clauteaux und die Éditions Albert-René für ihre Materialammmlung und ihre Ansprechbarkeit."
Ich habe es noch nie gelesen, dass jemanden besonderer Dank für seine "Ansprechbarkeit" entgegengebracht wurde. Was soll uns das sagen? Dass es für mehr Kooperation als einem Sich-ansprechen-Lassen nicht gereicht hat? Oder dass das einfach eine unglückliche Übersetzung aus dem Französischen ist?
Davon unabhängig besagt diese Danksagung aber wohl, dass der Band noch zu Albert Uderzo's Lebzeiten geplant worden ist, da er sonst ja nicht mehr ansprechbar gewesen wäre bzw. stattdessen seiner Erbin Sylvie Uderzo gedankt worden wäre.
Gruß
Erik