Je suis Charlie...

Allgemeine Themen, die etwas mit Asterix zu tun haben und Vorstellung aktueller Asterix-Hefte, -Filme und -Produkte.

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Mauerblümchen

Re: Je suis Charlie...

Beitrag: # 49485Beitrag Mauerblümchen »

Charlie Hebdo et Astérix, ça n'a rien à voir évidemment. Je veux simplement marquer mon amitié pour ces dessinateurs qui ont payé de leur vie.

Uderzo erklärt, warum er die Zeichnung gemacht hat, und dieses Zitat zeigt es ganz schön: Asterix und Charlie haben nichts Gemeinsames, die Zeichnung war ein Hommage auf seine Freundschaft mit Cabu und auf die Zeichner, die ums Leben gekommen sind.
Und Uderzo hat da Recht: Asterix hat mit Charlie nichts Gemeinsames. Asterix war immer korrekt und Goscinny und Uderzo wussten ihre Meinung zu sagen, ohne jemanden zu beleidigen. Die Zeichner von Charlie Hebdo haben den Tod nicht verdient und die Franzosen haben jedes Recht, ihren Zorn auszudrücken, aber man soll jetzt nicht die Beleidigungen unter den Begriff 'Meinungsfreiheit' und 'Pressefreiheit' schieben. Ich erinnere mich nicht, dass Asterix sich je aus einer Religion lustig gemacht hat und war immer von jeder Beleidigung Meilen entfrent. Man muss sich nur die Titelseiten von Charlie Hebdo anzusehen, um zu den Schluss zu kommen, dass es nur eine Frage der Zeit war, wann ein Verrückter in den Verlag kommt und zu schießen beginnt. Ich verstehe, wir sind alle wegen dieses Mordes aufgeregt, aber bitte, den klaren Kopf behalten.
(Politische Korrektheit dient nur dazu, die Wahrheit zu schmücken, ich verstehe noch immer nicht, wieso man mit ihr so begeistert ist.)

Gruß, Dora
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methusalix
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Re: Je suis Charlie...

Beitrag: # 49487Beitrag methusalix »

Hallo Dora,
Mauerblümchen hat geschrieben: aber man soll jetzt nicht die Beleidigungen unter den Begriff 'Meinungsfreiheit' und 'Pressefreiheit' schieben.
Kennst Du das Wort Satiere , selbst im Islam hat Satiere eine jahrhundertelange Tradition !

Ich hab zu der ganzen Tragödie nur dies :


"Die ewig gestrigen sind die vergessenen von morgen"


Gruß Peter
Wer einem Fremdling nicht sich freundlich mag erweisen, der war wohl selber nie im fremden Land auf Reisen.

Rückert, Friedrich
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Erik
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Re: Je suis Charlie...

Beitrag: # 49489Beitrag Erik »

Hallo,
Mauerblümchen hat geschrieben:Die Zeichner von Charlie Hebdo haben den Tod nicht verdient und die Franzosen haben jedes Recht, ihren Zorn auszudrücken, aber man soll jetzt nicht die Beleidigungen unter den Begriff 'Meinungsfreiheit' und 'Pressefreiheit' schieben.
wenn Meinungs- und Pressefreiheit noch nicht ausreichen, dann können wir ja noch die Kunstfreiheit dazunehmen. Denn Karikaturen sind eine Kunstform. Kunst muß nicht schön sein und auch nicht geschmackvoll. Sie hat als Form der geistigen Reflektion in einer freien Gesellschaft eine wichtige Funktion. Bei uns ist sie deshalb als Grundrecht geschützt. Ich weiß nicht, wie das in Frankreich ist, aber ich denke, gerade dort hat sie auch einen sehr hohen Stellenwert für die große Mehrheit der Bevölkerung.

Daß auch Kunst (auch religiöse) Gefühle verletzen kann, ist klar. Und daß auch Künstler, zumal wenn sie provozieren, sehr gefährlich leben, ist nicht neu. Der niederländische Regisseur Theo van Gogh wurde ja auch vor einigen Jahren wegen eines islamkritischen Films ermordet. Vielleicht kann man also sagen, daß es nur eine Frage der Zeit war, bis ein Verrückter auch gegen Charlie Hebdo ein Attentat verübt. Damit sollte man m.E. aber nicht auf den Gedanken kommen, die dort tätigen Zeichner seien selbst Schuld an ihrem gewaltsamen Tod oder man könne soetwas wie Verständnis für die Attentäter haben.

Freie Meinungsäußerung und freie Kunst muß eine freiheitliche Gesellschaft auch dann aushalten können, wenn diese unbequem sind. Sie dürfen nicht alles, z.B. nicht Einzelpersonen persönlich beleidigen oder zu Gewalt auffordern. Aber auch drastische Kritik an bestehenden Zuständen, Gruppen oder Personen des öffentlichen Interesses sollten erlaubt sein.

Daß Asterix insoweit nie die Grenzen ausgetestet hat, sondern immer "unschuldig" geblieben ist, bleibt sicher richtig. Der Zusammenhang von Charlie mir Asterix ist nur, daß die Ursprünge der Zeitschrift und einige Mitarbeiter aus dem Comic-Bereich stammen.

Gruß
Erik
"Alle sollt ihr noch sehen, daß ich habe recht!" (Erik der Blonde, Die große Überfahrt, S. 5)
Mauerblümchen

Re: Je suis Charlie...

Beitrag: # 49490Beitrag Mauerblümchen »

Hallo,

Hier habe ich einen Artikel gefunden, der sich mit dem Werk Charlie Hebdos und dem Attentat beschäftigt:
http://www.thedailybeast.com/articles/2 ... arlie.html
Erik hat geschrieben: Damit sollte man m.E. aber nicht auf den Gedanken kommen, die dort tätigen Zeichner seien selbst Schuld an ihrem gewaltsamen Tod oder man könne soetwas wie Verständnis für die Attentäter haben.
Das Problem beginnt, wenn man die ganze Situation schwarz-weiß darstellt und unter der Parole: Wenn du nicht mit uns bist, dann bist du gegen uns. Wenn man nur sagt, das man mit dem Werk von Charlie nicht einverstanden ist, sogar geschmacklos findet, wird man gleich zu einem Anhänger der Terroristen erklärt oder es wird gemeint, dass man den Terroristen das Recht für ihr Attentat gibt. Der dritte Weg "Ich bin nicht Charlie, aber ich bin auch kein Fundamentalist" wird aus unbekannten Gründen nicht in Betracht gezogen.
Aber auch drastische Kritik an bestehenden Zuständen, Gruppen oder Personen des öffentlichen Interesses sollten erlaubt sein.
Die Kritik und die Kunstformen, die die Kritik als ihr Bestandteil haben, streben immer nach einem Ideal. Der negativen Situation wird eine ideale Situation entgegengestellt und die Kritik dient dazu, etwas zu verbessern, die Leute zu bewegen, aus einem schlechten Zustand einen idealen Zustand zu machen. Während sich Charlie mit den gewöhnlichen Muslimen und ihren Werten beschäftigte, hat Theo van Gogh Kritik an Fundamentalisten ausgeübt und an denen, die Islam zu einer Perversion machten. Von diesen zwei Beispielen war Theo van Gogh derjenige, der wusste, was die Kritik ist und wie man sie anwendet. Charlie muss zuerst eine Nummer herausgeben, wo die Kritik ausgeübt wird.

Gruß, Dora
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Erik
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Re: Je suis Charlie...

Beitrag: # 49491Beitrag Erik »

Hallo Dora,
Mauerblümchen hat geschrieben:Wenn man nur sagt, das man mit dem Werk von Charlie nicht einverstanden ist, sogar geschmacklos findet, wird man gleich zu einem Anhänger der Terroristen erklärt oder es wird gemeint, dass man den Terroristen das Recht für ihr Attentat gibt.
nein, das habe ich nicht gesagt. Ich habe gesagt, daß Kunst geschmacklos sein darf. Es gibt viel geschmacklose Kunst und einige Ausgaben von Charlie Hebdo gehörten sicherlich dazu. Es macht aber keinen Unterschied, ob ein Anschlag auf die Redaktion der FAZ, auf die documenta oder auf Charlie Hebdo verübt wird. Alles ist ein Angriff zugleich auf Menschen wie auch auf die freiheitlichen Werte (hier: Meinungsfreiheit, Kunstfreiheit) unserer Gesellschaft. Dafür sollte es schlicht keine Rolle spielen, ob man mit den Aussagen konform geht oder die Darstellungsweise gutheißt.
Mauerblümchen hat geschrieben:Der dritte Weg "Ich bin nicht Charlie, aber ich bin auch kein Fundamentalist" wird aus unbekannten Gründen nicht in Betracht gezogen.
Dafür kommt es darauf an, was mit dem Satz "Ich bin Charlie" oder "Ich bin nicht Charlie" gemeint ist. M.E. ist mit dem Bekenntnis "Je suis Charlie" nicht verbunden, daß man die Inhalte oder Art der Kritik von Charlie Hebdo konkret gutheißt. Das tun viele Franzosen sicher auch nicht und die Kirchenvertreter erst Recht nicht. Ich sehe darin vielmehr zum einen die Anteilnahme an dem Schicksal der ermordeten Menschen und zum anderen den Ausdruck, daß man durch das Attentat auf (irgend-)ein kritisches Medium, das vielleicht unbequem oder geschmacklos, aber gewaltfrei Kritik geübt hat, diejenigen Grundwerte verletzt sieht, die man auch selbst als Grundlage unseres Zusammenlebens teilt.

Und wenn man den Satz so versteht und eben nicht als inhaltliches Bekenntnis gerade zu den Aussagen und Darstellungen von Charlie Hebdo, dann sollte sich der ganz große Teil unserer Bevölkerung dem auch anschließen können. Eines dritten Weges, der Distanzierung auch von Charlie Hebdo ausdrückt, bedarf es dann nicht.

Gruß
Erik
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Michael_S.
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Re: Je suis Charlie...

Beitrag: # 49492Beitrag Michael_S. »

Hallo!
Mauerblümchen hat geschrieben:Der dritte Weg "Ich bin nicht Charlie, aber ich bin auch kein Fundamentalist" wird aus unbekannten Gründen nicht in Betracht gezogen.
Für mich persönlich unterschreibe ich diesen dritten Weg sofort.

Radikalität, Extremismus und Fanatismus, egal in welchem Sinne, sind in den meisten Fällen problematisch, denn sie ist immer das Gegenstück zu Individualität. Auch die Forderung nach totaler (Presse-/Rede-/Kunst-)Freiheit ist für mich eine der vielen Erscheinungsformen des Extremismus.

Das Attentat von Paris ist dadurch freilich nicht zu rechtfertigen. Aber das liegt nicht an Charlie, Satire oder Religion, sondern daran, dass Mord aus fanatischem Hass für mich überhaupt nicht zu rechtfertigen ist.

MfG
Michael
Remix

Re: Je suis Charlie...

Beitrag: # 49505Beitrag Remix »

Mauerblümchen hat geschrieben:Man muss sich nur die Titelseiten von Charlie Hebdo anzusehen, um zu den Schluss zu kommen, dass es nur eine Frage der Zeit war, wann ein Verrückter in den Verlag kommt und zu schießen beginnt.
Es war ja nicht der erste Anschlag auf die Redaktion, insofern bis repetita non placent! Aber sollen wir uns von (religiös) verblendeten Idioten - wieder mal - vorschreiben lassen, was in der Kunst erlaubt ist? Das letzte Mal hat vollkommen gereicht (Stichwort "entartete Kunst").
Terraix
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Re: Je suis Charlie...

Beitrag: # 49533Beitrag Terraix »

Wie verschiedene Zeitungen und offizielle Asterix-Informationskanäle berichten, unterstützt Uderzo die Hinterbliebenen der Opfer mit der Versteigerung einer Zeichnung aus Band 18.
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methusalix
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Re: Je suis Charlie...

Beitrag: # 49556Beitrag methusalix »

Hallo,
die Versteigerung findet am 14. März 2015 bei Christie's statt .

http://www.20minutes.fr/culture/1527007 ... rlie-hebdo

planche-offerte-uderzo.jpg
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Gruß Peter
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