so, jetzt habe ich die Geschichte - in beiden Versionen - gelesen und mir selbstverständlich eine Meinung dazu gebildet. Dennoch will ich versuchen, mich nicht zu groß einzumischen (auch wenn Ihr es nicht als Einmischung empfindet). Da Du aber gezielt gefragt hast, werde ich Euch meinen ersten Eindruck nicht vorenthalten.idemix hat geschrieben:was hälst du von der bisherigen Geschichte?
Die Kritik von Ortwin und Marco oben ist ganz offensichtlich sehr zutreffend. Diese Gedanken drängen sich beim Lesen geradezu auf. Dennoch sieht und merkt man, daß ein gutes Stück Arbeit und auch Freude am Schreiben in der Geschichte steckt. Es sind eine ganze Reihe guter Ansätze drin. Aber: Wenn Ihr - und so habe ich es verstanden - die Geschichte zeichnen wollt, ist das ja ein gehöriger Aufwand. Dann sollte sie auch wirklich was hermachen. Und dafür fehlt ihr in meinen Augen doch noch das gewisse Etwas.
Ich könnte jetzt an vielen Punkten ansetzen, aber will mich an das halten, was ich gerade geschrieben haben, und mich nicht zu groß einmischen. Denn den schönen Ansatz zu zerreden und zerkritteln wäre sicher auch nicht richtig. Deshalb nur ein paar grundlegende Gedanken dazu:
Ihr plant ein Reiseabenteuer. Dabei ist die erste Schwierigkeit immer der Reiseanlaß und das zweite Problem der Reiseverlauf. Es scheint mir nicht so, als hättet Ihr diese Probleme besonders gut gelöst. Ein Brief, mit dem Verleihnix eingeladen wird, ist eigentlich als Anlaß etwas zu banal. Vielleicht habt Ihr ja für später in der Geschichte noch einen Clou vorgesehen, warum Verleihnix' Vetter die Gallier wirklich zu sich ins Dorf holen wollte, aber noch ist das nicht ersichtlich. Der Reiseverlauf nach Britannien wirkt mir zu schematisch, aber hier muß ich Ortwin und Marco eigentlich nichts mehr hinzufügen. Es fehlt eine Idee, die nicht nur nach Verleihnix' Maßstäben frisch ist.
Die Dialoge wirken mir ehrlich gesagt noch zu holperig und ungelenk für einen (gezeihneten) Comic. Vieles wirkt noch zu langatmig, erklärend, ja z.T. gezwungen. Nur ein Bsp.: Troubadix denkt: „Automatix ist eh ausgeschaltet, Verleihnix hat weder einen Fisch, noch seinen Block, also...“ Das ist lang und kaum witzig. Hier sollte er etwas Prägnanteres sagen. Vielleicht genügt ein "Jetzt aber..." oder "Die Stunde des Poeten!" oder ein variiertes Sprichwort: "Wenn 2 sich hauen, singt der Dritte." Daß er seine Situation richtig erfaßt hat, wird, nicht zuletzt durch die späteren Zeichnungen, auch so klar. - Aber es kommt nicht auf diese eine Stelle an, dies ist (noch) ein Problem des gesamten Geschichtenbeginns. Die Dialoge sollten - zumindest im Durchschnitt - knackiger werden.
Und als Letztes könnte noch mehr Witz dazukommen. Ob ein Spannungsbogen da ist und da sein muß, darüber kann man sich noch streiten, aber ein Asterix-Comic lebt vor allem vom Witz in Form von Wortspielereien und Anspielungen. In dieser Hinsicht ist einiges da, aber über zu lange Strecken wird einfach nur weitererzählt. Das ist es ja u.a. auch das, was die Jury an Ortwins "Zeitreise" kritisiert hat: die mangelnden Anspielungen. Und wenn Ihr etwas gefunden habt - der Geiz der Kaledonen drängt sich ja auf - dann sollte das nicht mit dem Holzhammer oder Marmorblock 'rüberkommen. So kommt etwa schon in diesem Teil 2 Mal das Wort "Geiz" in Bezug auf die Schotten (Kaledonen) vor. Muß das sein? Wäre es nicht besser einfach nur die Verhaltensweise der Kaledonen zu beschreiben bzw. darzustellen und den Leser solcherlei Schlüsse selbst ziehen zu lassen? Das schließt lustige Kommentare der Gallier natürlich nicht aus, aber sie müssen ja nicht gleich den Witz der Szene erklären...
So, das soll es aber gewesen sein. Und damit keine Zweifel aufkommen: Nein, ich finde Eure Geschichte nicht von Grund auf schlecht. Über Obelix' Kommetnare und die geplante Namensgebung etwa konnte ich herzlich schmunzeln. Aber daß eine Kritik schon aufgrund der erforderlichen Begründung umfänglicher ausfällt, als das Lob, liegt wohl in der Natur der Sache. ;)
Gruß
Erik